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										Das Akkordeon war ihre Liebe. Beim  Spiel auf diesem Instrument erfuhr sie Freude und Zufriedenheit, Leidenschaft  und Glück.  
										Nun ist die außergewöhnliche Musikerin Ulrike Dangendorf im 
										Oktober  im Alter von 59 Jahren gestorben. 
									 Wer sie in ihren letzten Lebensmonaten  erleben durfte, konnte viel über das Wesen dieser selbstbewussten Frau mit den  fröhlichen Augen erfahren. 
									 Geduldig und freundlich begegnete sie  den Gästen in ihrer Küche, und schenkte ihnen ihre ungeteilte, sanfte  Aufmerksamkeit.  
										Über die Krankheit sprach sie nur wenig, aber aufrecht und klar  – Phrasen und Floskeln waren ihr immer verhasst. Was sie nicht erzählen konnte  oder wollte, verwandelte sie ohnehin viel lieber in tönende Luft, in Klang,  Melodie und Lautmalerei. 
									 Mit sechs Jahren erhielt sie den  ersten Klavierunterricht,  
										später lernte sie auch Cembalo, Querflöte und  Saxophon kennen. Nach dem Abitur studierte sie Musik und wusste intuitiv, dass  die Arbeit mit dem Instrument eine ernsthafte Aufgabe darstellt, die  Zielstrebigkeit und Präzision verlangt. 
									Doch dann entdeckte sie bei einem  Trödler ein altes Akkordeon, verliebte sich in dessen Ausdrucksmöglichkeiten  und begann mehr und mehr selbst zu komponieren. Mit Virtuosität und Hingabe,  
										Disziplin und Neugier ließ sie viele wunderbare Werke entstehen,  
										die Scharen  von Menschen auf der Straße, im Theater oder im Festsaal faszinierten. 
									Wer kam, um dem schlagerbewährten  Schifferklavier zu lauschen, hatte sich umsonst aufgemacht. Ulrikes Konzerte  waren stets frei von banalem Frohsinn, aber voller Poesie, die eben bekanntlich  keine Antworten gibt, sondern Fragen aufwirft. Wenn die zierliche Person mit  dem riesigen Instrument durch die Stuhlreihen wanderte und Klezmer,  französische oder keltische Klänge mit vertrackten Rhythmen mühelos verband,  wurde die Zuhörerschaft gefangen und gefordert, angeregt und entspannt. Der deskriptive  Charakter ihrer teilweise auch sperrigen Stücke erzeugte Bilder, Szenen und  Erlebnisse im Kopf, an die man sich auch noch Wochen später erinnerte. 
									 Hinter der Bühne blieb sie oft still und  schaute nachdenklich und konzentriert aus dem Fenster. Gern beschrieb sie  Erlebnisse von ihren Reisen nach Russland, Italien oder Frankreich.  
										Die  Jahreszeiten waren ihr wichtig, der ewige Kreislauf der Natur, das schmale  Gärtchen, der dunkelrote VW Bus und natürlich die eigenen Kinder. Sorgfältig  plante sie ihre CD-Aufnahmen,  
										konsequent und herzlich arbeitete sie mit  befreundeten  
										Künstlerinnen und Künstlern. 
									Ulrike Dangendorf war eine  Ausnahmekünstlerin und lebte ihren Alltag beharrlich und rücksichtsvoll – bis  zum Schluss.  
										Sie hinterlässt uns nicht nur ein vielseitiges, zeitloses und  immer wieder hörenswertes Werk, sondern bleibt uns auch ein Beispiel  
										für Menschlichkeit,  Mut, Toleranz und Takt. 
									In einem gemeinsamen  musikalisch-literarischen Programm gab es den Satz „Und wenn ich selber längst  gestorben bin, wird meine  
										Erde wieder blühend stehen...“ Diesen Satz hat sie  geliebt.  
										Wie das Akkordeon. 
									Frank Suchland,									23. Oktober 2015 
									 
									Kilian und Cora Dangendorf mit Lilly-Joline Delius 
									Mieke Dangendorf 
									 
									 
									Mieke Dangendorf 
									84 rue de La Réunion 
									75020 Paris 
									Frankreich 
									info@ulrike-dangendorf.de  
									Nachruf als PDF (1 MB) 
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                            	ULRIKE DANGENDORF 
                            	1955–2015
                             
                             
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											Ulrike Dangendorfs Urne  
												ist 
												am Fuße einer Linde												auf  
												dem Friedhof Wehl in Hameln beigesetzt.  
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